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© Johann Scheibner | dpa Picture-Alliance
Naturschutz

Wisente in der Döberitzer Heide: Europas größtes Säugetier vor den Toren Berlins

Europas größtes Säugetier, der Wisent, hat eine neue Heimat: die Döberitzer Heide westlich von Berlin. Vor 20 Jahren kaufte die Heinz Sielmann Stiftung den einstigen Truppenübungsplatz und verwandelte ihn in ein Naturparadies.

Da sind sie, ich habe Glück! Nahe des Zauns grasen ein paar braune Riesen. Ich schleiche mich heran, um die Wisente nicht zu verschrecken. Langsam hebt das Leittier den Hörnerkopf, fixiert mich mit einem seiner braunen Augen. Wer hält dem Blick länger stand, er oder ich, der Reporter?

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Betonteile, die einst zu einem Unterstand für Panzer gehörten, bilden nun das Becken einer solarbetriebenen Tiertränke.

Vom Truppenübungsplatz zum Naturparadies

Urige Begegnungen dieser Art erwarten Naturfreunde direkt vor den Toren Berlins, auf einem Gebiet, das mehr als 300 Jahre militärisch genutzt wurde. Peter Nitschke, Leiter der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, erklärt: „Paradoxerweise ist es dem Militär zu verdanken, dass das Areal heute aus Naturschutzsicht so wertvoll ist. Denn das Geschützfeuer hat die Flächen immer wieder freigeräumt, durch Explosionen und Brände.“ Diese offenen und halboffenen Lebensräume, wie sie für eine Heide typisch sind, gibt es in Deutschland nur noch vereinzelt, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Großstadt. Wie nah Berlin ist, konnte ich von einem Aussichtsturm aus sehen. Aus 13 Metern Höhe bot sich mir ein einzigartiges Natur-Metropole-Panorama: hier unten wilde Wisente, dort am Horizont der fingergroße Fernsehturm!

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Wisente, Przewalski-Pferde (benannt nach dem russischen Forscher Nikolai Przewalski) und Rotwild sorgen für die offene Landschaft

Begegnungen mit Wisenten und anderen Tierarten

Insgesamt ist die Döberitzer Heide 3600 Hektar groß. Die Hälfte davon ist als Kernzone vor Besuchern geschützt – der 112 Hektar große Wörlitzer Park würde hier fast 16 Mal hineinpassen, der Branitzer Park bei Cottbus mit 620 Hektar fast drei Mal. In der von einem dreifachen Drahtzaun umgebenen Kernzone leben Deutschlands größte Wisentherde mit 130 Tieren, etwa 100 Stück Rotwild und 23 Przewalski-Pferde, die wie die Wisente im 20. Jh. fast ausgestorben waren. Diese drei großen Planzenfresser-Arten halten den Bewuchs kurz, auch kleinere Bäume sind vor ihnen nicht sicher. Dass das eingangs erwähnte Blicke-Duell zwischen mir und dem Wisent zu meinen Gunsten ausging, lag nur daran, dass das Tier ein interessanteres Objekt erspähte: Die Knospen einer jungen Birke. Um diese Leckerbissen zu erreichen, lehnte sich das massige Tier einfach gegen das Stämmchen, das wie ein Streichholz umknickte.

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Ranger Nitschke (r.) informiert Reporter Krüger über das Areal, das die Sielmann-Stiftung vor 20 Jahren kaufte.

Einzigartige Landschaft und Naturschutz in unmittelbarer Nähe zu Berlin

Es gibt mehrere Zugänge in den für Besucher und Wanderer zugänglichen Teil der Döberitzer Heide. Doch es empfiehlt sich, in Elstal zu beginnen, wo die ehemalige Kommandantur des Militärgeländes in ein freundliches „Naturerlebniszentrum“ umgebaut wurde: Der Besuch der Ausstellungsräume ist der ideale Einstieg zur Safari vor den Toren Berlins!

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Sielmann Stiftung

Bis 1991 wurde das Areal militärisch genutzt, 2004 kaufte es die Stiftung des Filmemachers Heinz Sielmann (1917-2006). Die ehemalige Kommandantur wurde im März 2024 als Naturerlebniszentrum eröffnet. Die 1994 gegründete Stiftung betreibt Natur- schutzprojekte in ganz Deutschland